Die Mitgliederversammlung am 14. Juni bringt neue Gesichter in den Aufsichtsrat von quartier4.
Die Wohngenossenschaft quartier4 wählt neue Aufsichtsrätinnen und berichtet über das vergangene Jahr.
Bei der ordentlichen Mitgliederversammlung Mitte Juni 2022 konnte die Lindauer Wohngenossenschaft quartier4 knapp 50 Menschen begrüßen. Inzwischen haben sich 142 Mitglieder der genossenschaftlichen Idee angeschlossen und einen Anteil in Höhe von 1000 Euro gezeichnet. Sie sind damit stimmberechtigt, die Geschicke der Genossenschaft mitzugestalten. 85 Prozent stammen aus Lindau, 48 Prozent sind Männer, 52 Prozent sind Frauen. Die Hälfe der Mitglieder hat ein konkretes Wohninteresse, einige erst in der Zukunft. Andere unterstützen mit ihrer Mitgliedschaft die Idee einer Genossenschaft, möchten aber nicht selbst wohnen. 47 Mitglieder sind potenzielle Kapitalgeber, die auch bereit wären, bei der Finanzierung eines Genossenschaftsbaus mitzuwirken oder eine Subventionierung von Genossenschaftsanteilen Dritter zu tragen. „Jetzt hoffen wir, dass die Stadt im Rahmen einer Konzeptvergabe die Idee fördert, die die beste soziale Rendite bringt“, erklärte Vorstandsmitglied Karl-Heinz Brombeis. Die Genossenschaft habe klare Vorstellungen und sei bereit. An die Gegner der Pläne einer Bebauung auf der Hinteren Insel gewandt, sagte er: „Das ist Sozialneid mal anders rum.“ Die Wohngenossenschaft will einen Teil der geplanten Bebauung auf der Hinteren Insel stemmen und unterhalten, um dort langfristig erschwingliches Wohnen für sozial Schwächere und ganz normale Bürger sicherzustellen.
Vorstandsmitglied Christian Wollin präsentierte im Rahmen seines Berichts eine stabile Kassenlage. „Dadurch, dass alle, die bei uns mitmachen, ausschließlich ehrenamtlich arbeiten, haben wir nur sehr wenig Geld ausgegeben“, sagte Wollin. Unter diesen Vorzeichen entlastete die Versammlung sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat einstimmig. Ebenso einstimmig sprachen sich die Mitglieder in einer Wahl für Kathrin Bäuerle und Sylvia Kreisz als neue Aufsichtsrätinnen aus.
Karl-Heinz Brombeis verwies auch auf negative Trends, die die Sache der Genossenschaft jetzt und in Zukunft nicht leichter machen: „Baukosten und Zinsen steigen, Corona hat uns zwei Jahre lang praktisch ausgebremst.“ Dass der Weg ans Ziel kein Spaziergang werden würde, hätten alle von Anfang an gewusst. Doch mit derart erschwerten Rahmenbedingungen habe niemand rechnen können. „Wir kommen nicht umhin, uns Gedanken zur Wirtschaftlichkeit zu machen“, erklärte Brombeis vor dem Hintergrund steigender Bau- und Zinskosten. „Wir müssen neu rechnen.“ Man wolle sich damit etwas Zeit lassen, bis die Lage sich stabilisiert habe, um nicht dauernd nachjustieren zu müssen. Bislang war die Genossenschaft davon ausgegangen, ihr Projekt auf der Hinteren Insel mit einem Investitionskostenanteil von 1070 Euro pro Quadratmeter und einer laufenden Miete von 10,70 Euro stemmen zu können.
Der Vorstand hofft darauf, dass die Stadt an ihrem Bekenntnis und Beschluss festhält, die Hintere Insel spekulationsfrei zu halten, was angesichts des finanziellen Drucks kein Leichtes sei. Brombeis erinnerte daran, dass das Landratsamt den städtischen Haushalt nur mit Ach und Krach genehmigt habe. Der Vorstand lobte indes den von der Stadt angeschobenen Beteiligungsprozess der Bürger und verwies auf diverse Spaziergänge auf der Hinteren Insel, wo gelungene Visualisierungen einer möglichen Bebauung gezeigt worden seien und Interessierte sich aus erster Hand haben informieren können.
Mit einem Ausblick auf eine Veranstaltung auf der Hinteren Insel ging die Versammlung zu Ende. Zeitnah will die Genossenschaft mit verschiedenen weiteren Aktionen die Gemeinschaft unter den Genoss:Innen fördern.