Die Geschichte der Hinteren Insel neu erzählen
Interne Konflikte lösen, dem Gegenwind einer Bürgerinitiative, den einige GenossInnen eher als „laues Lüftchen“ empfinden, mutig entgegentreten und sich mit voller Power auf die Ausarbeitung des Konzeptes stürzen – von der Mitgliederversammlung der Wohngenossenschaft quartier4 ging Aufbruchstimmung und Lebendigkeit aus.
„Wir sind bereit zu planen und zu bauen“ brachte Vorstand Christian Wollin den aktuellen Stand auf den Punkt. Nach der Mammutaufgabe der Genossenschaftsgründung und all den damit verbundenen Formalien im Januar 2020 wurde die Wohngenossenschaft quartier4 eG im März 2020 durch den Verband der Wohnunternehmen (VdW) anerkannt und beim Registergericht Kempten eingetragen.
„Das ist ganz schön lange her, das war zu der Zeit, als Corona noch eine Biermarke war“ blickte der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Jan Glückert, in seiner Begrüßung zurück. Gut 50 Genossinnen und Genossen, zwei sogar bis von Osnabrück angereist, waren am vergangenen Donnerstag zur Mitgliederversammlung in die Inselhalle gekommen und wurden umfassend über die Finanzlage und die Aktivitäten der Vorstände und des Aufsichtsrates in den vergangenen eineinhalb Jahren informiert. „Der Jahresabschluss ist noch sehr überschaubar“ konnte es Vorstand Helmut Albrecht kurz machen, und empfahl der Versammlung, den Verlust von 2.250 Euro auf das nächste Jahr zu übertragen. „Wir haben immer noch Zulauf und wachsen“ freute sich Vorstand Christian Wollin und berichtete von aktuell 129 GenossInnen. 78 Prozent von ihnen sind aus Lindau und der näheren Umgebung, 22 Prozent sind aus weiter entfernten Orten: „Vielfach haben auch ehemalige LindauerInnen großes Interesse daran, wieder zurück nach Hause zu kommen“.
Nach der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat diskutierten die Genossinnen und Genossen über die Aufgaben und Herausforderungen, die vor ihnen liegen. Einige der Anwesenden brachten ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck, dass plötzlich eine Bürgerinitiative und auch die Lindauer Oberbürgermeisterin den Rahmenplan in Frage stellen. „Es gilt, dem Gegenwind die Stirn zu bieten und die Geschichte der Hinteren Insel neu zu erzählen“ rät „Jung“-Genosse Alexander Kiss. „Jahrzehntelang hat es niemand gestört, dass dort ein Parkplatz für 800 Autos war – jetzt entdecken auf einmal manche ihr Herz für Grün“. Und auch der Genosse und Stadtrat Uli Kaiser macht Mut und motiviert zum Loslegen: „Der Rahmenplan steht und der Stadtratsbeschluss sagt klar und einstimmig, dass diese Flächen dauerhaft frei von Spekulationen bleiben müssen“. Im laufenden Verfahren könne man davon ausgehen, dass 2022 die Konzeptvergabe erfolgt. Sich auf die eigenen Stärken konzentrieren und sich voll auf das Konzept stürzen, „das ist jetzt die große Aufgabe dieser Genossenschaft“.
Bauen und Wohnen soll nach dem Willen der Genossinnen und Genossen auf der Hinteren Insel einen aktiven Beitrag zu einem lebendigen, neuen Quartier leisten – Genossenschaftliches Wohnen vereint die Sicherheit von Eigentum mit der Flexibilität von Miete und schließt Spekulation aus. Erstes Ziel ist die Versorgung der Mitglieder mit dauerhaft sicherem und bezahlbaren Wohnraum.